Zuerst findet man es amüsant, dass der Bundestagspräsident eine Rednerin mit den Worten aufruft: „Der nächste Redner ist eine Dame!“ Nix mit Gendern oder auch nur dem kleinsten Hauch von Sprachsensibilität…
Dem ersten deutschen Bundestag gehörten nur 28 Frauen an von insgesamt 410 MdBs. Dass sie von den Männern zuerst nicht ganz ernst genommen wurden, stellte sich schnell als schwerer Fehler heraus, denn die Frauen erkämpften sich zwar mühsam, aber nachhaltig ihren Platz im Parlament. Auch wenn sie sich oft auf die „typischen“ Frauenthemen wie Familienpolitik oder Kriegerwitwenversorgung konzentrierten, hinterließen sie doch Spuren in der Gesetzgebung und kämpften hartnäckig für ihre Überzeugungen. Dabei waren diese Frauen sehr unterschiedlich, vornehme Damen im Seidenkostüm gab es ebenso wie die Kommunistin Grete Thiele, die von einer alleinerziehenden Mutter und schwierigsten Bedingungen aufgezogen wurde und schon als Jugendliche in die Politik einstieg.
Fünf Kurzbiografien von fünf Schriftstellerinnen bilden das Grundgerüst des Buches, dazu kommt ein Vorwort von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und 38 Kurzbiografien der ersten weiblichen Abgeordneten. Ihre Wege in die Politik könnten kaum unterschiedlicher sein, so wurde Helene Wessel (eine der vier Mütter des Grundgesetzes) zur ersten weiblichen Fraktionsvorsitzenden gewählt, andere blieben Hinterbänklerinnen.
Die fünf Schriftstellerinnen nähern sich den Politikerinnen jeweils auf ihre eigene Art, mal empathisch, mal eher nüchtern, aber immer lesenswert. Man erfährt viel über die schweren Nachkriegsjahre und über die Schicksale der Frauen, die zwei Kriege erlebt haben, aber doch nie aufgaben für ihre Überzeugung einzustehen.
Ein lesenswertes Buch!