Lena Riess: „Die Zeit der Kinder“

Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, wie Kinder im 19. und teilweise auch noch im 20. Jahrhundert erzogen wurden. Sie galten als kleine Erwachsene und sollten zu den typisch preußischen Tugenden gedrillt werden, Gehorsam, Pünktlichkeit und Klappe halten… Erst Pestalozzi und später Friedrich Fröbel wollten dies ändern und den Bedürfnissen der Kinder nach Spiel und Freiheit mehr Raum geben.
Und Fröbel spielt auch eine der Hauptrollen in diesem Buch, aber im Mittelpunkt steht seine Mitarbeiterin und spätere Ehefrau Luise Levin. Sie ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und wird vom Hausmädchen zu Fröbels bester Mitarbeiterin, die viele der „Spielgaben“ erfand oder verbesserte.
Das Buch schildert auf berührende Art und Weise ihren Weg zur anerkannten, aber heute leider vergessenen Partnerin, da geht es ihr wie so vielen Frauen der Zeit. Manchmal liest sich das Buch etwas sperrig, was aber der für uns gestelzt klingenden Sprache der damaligen Zeit geschuldet ist.
Insgesamt habe ich durch das Buch viel gelernt und konnte in eine längst vergangene Epoche eintauchen, eine Epoche von grausamen „Bewahranstalten“, aber auch von neuen Ansätzen in der Pädagogik.
Kindergärten nach Fröbels Idee galten in Preußen sogar als staatsgefährdend und wurden verboten, das kann man sich kaum noch vorstellen. Heute sind sie in der ganzen Welt verbreitet und das wunderschöne Wort Kindergarten gibt es in vielen Sprachen. Daran hatte Luise Levin einen großen Anteil und es ist wichtig, dass solche mutigen und klugen Frauen nicht vergessen werden.