Dana Vowinckel: „Gewässer im Ziplock“

Margarita lebt mit ihrem Vater zusammen in Berlin. Der Vater ist jüdischer Kantor, die Mutter hat die Familie verlassen, als das Kind drei Jahre alt war. Nun ist Margarita 15 und fährt in den Sommerferien nach Chicago zu ihren Großeltern mütterlicherseits. Dort fühlt sie sich als Teenager nicht mehr wohl und so wird sie weitergereicht zu ihrer Mutter, die ein Auslandssemester in Jerusalem verbringt. Und dort geht dann alles schief.

Das Buch ist eine Mischung aus Coming-of-age-Roman, Familiengeschichte und Roadmovie. Dadurch wird es sehr abwechslungsreich und manchmal auch spannend. Margarita steckt voll in dem Ablösungsprozess von ihren Eltern, wobei die Mutter keine gute Rolle spielt. Sie ist gegenüber ihrem Kind sehr nachlässig, „vergisst“ sie am Flughafen abzuholen, es findet kaum Kommunikation zwischen den beiden statt und dadurch gibt es Missverständnisse, die eine Lawine in Gang setzen. Aber auch das Verhältnis zu dem religiösen Vater ist nicht unbelastet. In der Familie gibt es Konflikte auf allen Ebenen, zwischen Eltern, Kindern und Geschwistern und sie werden nicht ausgesprochen, sondern totgeschwiegen. Dazu kommen die Belastungen der älteren Generation in Bezug auf die Shoah.

Ich war überrascht, dass das Buch ein Erstling ist, denn es ist hervorragend geschrieben, sehr sensibel und in einem sehr differenzierten Stil. Ich habe ganz nebenbei viel über das Judentum gelernt, auch über die Sicht der Israelis auf Deutschland.

Das Buch ist ein Roman für ältere Jugendliche, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, zuerst aber würde ich es Erwachsenen jeden Alters empfehlen.