Fernando Aramburu: Die Mauersegler

In diesem hochgelobten Buch von Fernando Aramburu, einem Spanier, der seit 40 Jahren in Hannover lebt, geht es vorrangig um den Philosophielehrer Toni. Er ist seines Lebens überdrüssig und beschließt sich in genau einem Jahr, am 31.Juli des nächsten Jahres, umzubringen.

Er beginnt ein Tagebuch, in dem er täglich seine Erlebnisse, Erinnerungen und die Kleinigkeiten des Tagesablaufs aufschreibt, um es seinem Sohn zu hinterlassen. In diesen Kapiteln des Buches erfährt man viel über Tonis Kindheit, seinen brutalen Vater, seinen ungeliebten Bruder und die Mutter, die ihr Bestes gibt, um die Familie zufriedenzustellen. Auch Tonis Ehe mit der schönen Radiomoderatorin Amalia und ihr gemeinsamer Sohn Nikita spielen eine Rolle, ebenso wie sein Freund „Humpel“ und sein Hund Pepa. Irgendwann taucht Tonis frühere Beziehung Àgueda wieder auf und drängt sich langsam in sein Leben.

Toni ist ein Macho, wie er im Buche steht. Er bildet sich viel auf seine philosophische Bildung ein, besorgt sich dann aber von Humpel eine Sexpuppe, denn die widerspricht nicht und ist immer willig. Frauen werden nach Schönheit und Nützlichkeit sortiert, zu echten Beziehungen ist Toni nicht fähig. Àgueda will er nach seinem Bildnis formen, er kauft mit ihr ein und will sie aufhübschen, obwohl er selbst keinerlei Wert auf sein Aussehen legt. Pepa ist seine einzige Stütze, aber trotzdem bindet er sie irgendwann in der Wildnis an und kehrt nur zurück, weil er Angst hat, dass die Polizei sie anhand der Hundemarke identifizieren könnte. Ein sehr unsympathischer und egozentrischer Mensch!

Die Geschichte des Jahres wird zwar chronologisch erzählt, aber die Erinnerungen an früher tauchen sehr ungeordnet und wirr immer mal wieder auf, so wie jeder von uns Assoziationen hat, durch Gegenstände, Gerüche, Begegnungen… Das ist einerseits sehr realistisch, aber macht auch das Lesen etwas schwieriger, da man sich immer wieder neu orientieren muss.

Ich fand das Buch stellenweise sehr langatmig, die ständigen Selbstbespiegelungen nervten manchmal. Lustig – wie in machen Kritiken zu dem Buch zu lesen war – fand ich es weniger. Eher ist es eine Satire auf das Machotum, für die man viel Geduld aufbringen muss.