Bisher habe ich einige Bücher von Ian McEwan gelesen und fand sie überwiegend sehr gut. Nun aber ein Werk mit über 700 Seiten, ob das gut geht? Ich war skeptisch.
Man begleitet in dem Buch Roland Baines durch sein Leben. Ausgangspunkt ist, dass seine Frau Alissa ihn mit dem vier Monate alten Sohn Lawrence verlässt, um Schriftstellerin zu werden. Gerade ist der Reaktor in Tschernobyl explodiert und so droht der kleinen Familie Gefahr nicht nur von innen, sondern auch von außen durch die unsichtbare radioaktive Wolke. Aber Roland schlägt sich durch, nimmt wechselnde Arbeitsstellen an, auf dem Bau, als Hotelpianist, als Glückwunschkartendichter, immer am Rande der Armut, und seine Frau bleibt verschwunden. Irgendwann heiratet er Daphne, eine alte Freundin, und es kehrt etwas Ruhe in sein Leben ein. McEwan erzählt aber auch immer wieder in Rückblicken von Rolands früherem Leben, von seinen Eltern und Schwiegereltern und so zieht man mit dem „rastlosen Narr“ durch die Jahrzehnte. Er hat viele „Lektionen“ zu lernen.
An McEwans Stil musste ich mich zuerst gewöhnen, er schreibt zwar leicht und locker, neigt aber zu langen Sätzen, die aber in sich immer logisch sind. Insofern kann man das Buch nicht einfach weglesen, sondern es braucht sie volle Aufmerksamkeit. Trotzdem ging es leicht voran und am Ende fand ich es schade, dass es schon endete.
Ich halte das Buch für ein unbedingtes Muss für anspruchsvolle Leserinnen und Leser, es ist ein wirkliches Lesevergnügen.