Elisabeth Schmidauer: „Fanzi“

Abwechselnd werden die Geschichten von Franz und Astrid erzählt. Astrid ist die Enkelin von Franz, der in Österreich im Mühlviertel lebt. Franz hat den Hof von seinem Vater übernommen. Dabei war Franz eigentlich nur der „Notnagel“. Er musste den Hof übernehmen, weil zwei ältere Brüder im Krieg gefallen waren.

Astrid ist Biologin und lebt sehr zurückgezogen ohne persönliche Kontakte. Auch als sie einen jungen Mann kennenlernt, der ein Shakespeare Fan ist, bleibt Astrid zunächst reserviert.

Der Titel Fanzi ergibt sich aus dem Roman. Franz hat eine kleine Schwester Elfi, die als Kleinkind kein „r“ aussprechen kann und ihn deshalb einfach Fanzi nennt. Die Erinnerung an diese Schwester verursacht bei Franz ein schweres seelisches Trauma. Elfi istals Kind nach einer Gehirnhautentzündung behindert und kommt deshalb während der Nazizeit in ein Heim. Dort stirbt sie unter mysteriösen Umständen. Franz macht sich sein ganzes Leben lang Vorwürfe, dass er sich nicht genug um sie gekümmert hat und sie nicht hat retten können.

Erst spät öffnet er sich und erzählt von der damaligen erbarmungslosen Zeit.

Satzakrobatik habe ich über diesen Text geschrieben. Elisabeth Schmidauer ist Meisterin darin, sehr lange, verschachtelte Sätze zu bilden. Dabei sieht es oft so aus, als wären die Satzzeichen ziemlich willkürlich gesetzt. Manchmal hatte ich den Eindruck, sie reiht Gedankensplitter, die ihr gerade durch den Kopf gehen, munter hintereinander. Ich war zu Beginn versucht, das Buch wegzulegen. Aber ich gebe jedem Buch eine Chance und lese auf jeden Fall die ersten 100 Seiten. Danach hatte ich mich einigermaßen an den speziellen Stil gewöhnt. Trotzdem bin ich mehr für kürzere, überschaubarere Sätze, die sich flüssiger lesen lassen.

Wenn man sich an den eigenwilligen Stil gewöhnt hat, ist Fanzi ein angenehmer und anrührender Roman.