Takis Würger: „Für Polina“

Der Titel „Für Polina“ erinnert sicher nicht ohne Grund an Beethovens „Für Elise“, denn die Musik spielt im neuen Roman von Takis Würger eine sehr große Rolle.
Der „Held“ der Geschichte ist Hannes Prager, der viele tiefe Täler durchschreiten und viele Gefahren bestehen muss, bis er endlich mit seiner geliebten Polina vereint ist.
Hannes ist ein typischer Antiheld, schüchtern, klein, aber musikalisch hochbegabt. Er wächst im Moor in einer verwunschenen Villa auf, Polina ist seine beste Freundin. Auf einem uralten Klavier spielt er komplizierte Stücke nach Gehör, komponiert, doch als seine Mutter plötzlich stirbt, wird es aus seiner kleinen heilen Welt herausgerissen. Sein Vater möchte unbedingt, dass er Karriere macht, aber Hannes wird Klavierträger, fährt kostbare Instrumente von hier nach da, Schrottklaviere zum Schrottplatz und sehnt sich doch immer nach der einen Frau, für die er vor vielen Jahren eine Melodie erfunden hat.
Man muss die Vielseitigkeit von Takis Würger bewundern. Während sein erstes Buch „Der Club“ das Innenleben in einem englischen Internat untersuchte und sein zweites Buch „Stella“ die historische Geschichte der Jüdin Stella Goldschlag aufarbeitete, ist er nun in einem ganz anderen Genre gelandet.
Das Buch ist so liebevoll und zart, aber in einer recht sachlichen Sprache geschrieben, dass ich es gleich ins Herz geschlossen habe. Ein Buch, das aufbaut in diesen schlimmen Zeiten und einen Hoffnungsschimmer am Horizont zeigt. Um es mit Hölderlin zu sagen: „Wo aber Gefahr ist, da wächst das Rettende auch!“